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About Performance Homework
Text by Katia Huemer / Kunsthaus Graz
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Die Zeit erfordert es, neue Wege und Formen zu suchen, denn reale Zusammenkünfte sind momentan (*Stand April 2020) nicht möglich. Auch wenn Internet und soziale Netzwerke für Kunst nicht erst seit Covid-19 eine Rolle spielen, bieten diese in der gegenwärtigen Situation des „Social Distancing“ alternative Räume für künstlerische Arbeiten und ihre Rezeption.

Die Auswirkungen des „Corona-Ist-Zustands“ auf sein eigenes Umfeld reflektiert der japanische, in Wien lebende Künstler und Choreograf Michikazu Matsune in der von ihm kuratierten Online-Ausstellung Performance Homework. Matsunes Arbeiten reflektieren Themen, die um das Verhältnis zwischen Körper und Objekten, Bewegung und Bild oder Ort und Handlung kreisen. So veranstaltete er etwa im vergangenen Dezember gemeinsam mit Künstlerkolleginnen und -kollegen das jährlich stattfindende Homesick Festival: Mittels Buchung erhielt man zu Hause Besuch eines Künstler/innen-Duos, das im privaten Umfeld für die Bewohner/innen (und gegebenenfalls deren Gäste) performte.

Performance Homework nimmt die Idee, Privatwohnungen als Bühne zu nutzen, auf und ersetzt den Aspekt der Begegnung und gemeinsamen Erfahrungen durch ein individuelles Erkunden der eigenen vier Wände. Auf der Projekt-Website werden Werke, Ideen und Aktionen von etwa 25 internationalen Künstlerinnen und Künstlern (derzeit sind 16 Projekte online und etliche weitere in Arbeit) vorgestellt, die zu Hause und allein ausgeführt werden können. Ganz in der Tradition früherer Projekte Matsunes bewegen sich die ausgewählten Werke an der Schnittstelle von Tanz, Performance und bildender Kunst und zeichnen sich durch einen subtilen Humor aus.

Jeder Beitrag wird mit Fotos, Videos oder Zeichnungen präsentiert und enthält eine einfache Beschreibung und Anweisungen, wie die Arbeit auszuführen ist. Als Mix aus neuen und älteren Arbeiten ist Performance Homework eine Online-Gruppenausstellung wie ein Dokumentationsarchiv von Performances zur Zeit des „Social Distancing“. Da jede dieser kleinen Ideen natürlich auch stets Auszug eines künstlerischen Werkkörpers ist, stellt das Projekt zugleich die Frage nach dem Wert von künstlerischer Arbeit in Krisenzeiten. Gerade für Performance-Künstler/innen, für deren Tun eine direkte Begegnung mit dem Publikum unabdingbar ist, birgt diese Zeit große existenzielle Unsicherheit.

So liegt einer der wesentlichen Elemente von Performance Homework in der Finanzierung des Projekts, die für die vielen teilnehmenden Künstler/innen eine Mindestgage vorsieht. Größere Institutionen wie das Kunsthaus Graz sind dazu aufgefordert, ihre Verantwortung wahrzunehmen, Projekte auch jenseits gezählter Eintritte zu ermöglichen und damit Künstler/innen zu unterstützen. Unter dem weltweit ausgerufenen Motto „Separated but united“ denkt Matsune aber nicht nur über die durch Covid-19 verstärkte Prekarisierung in der Künstler/innen-Community nach. Auf spielerische und humorvolle Art zeigt uns Matsune auch, dass wir die Zeit des verordneten Stillstands nicht nur verstreichen lassen, sondern auch bewusst erleben dürfen. Vielleicht hilft es uns sogar dabei, die eine oder andere Spur, die diese Phase bei uns allen hinterlassen wird, bereits im Augenblick ihrer Entstehung zu erkennen.

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